Dieses Fotobuch von Yvonne Flückiger erzählt die Geschichte ihrer Grosseltern und Eltern in Bolivien und Ceylon. Das Buch soll ihr Leben, ihren Einsatz und ihre Arbeit würdigen. Sie erlebten viele Abenteuer, politische Umbrüche, Verluste und Entbehrungen, aber auch heitere Glanzzeiten.
In einer Zeit als allein das Erreichen eines exotischen Reiseziels mit grossen Risiken verbunden war, die Überfahrten wochenlang dauerten und die Zukunft ungewiss war, emigrierte mein Grossvater 1902 nach Bolivien, um sich dort als Kautschuk-Produzent nieder zu lassen.
Während die Grosseltern sich aus wirtschaftlicher Not zu diesem Schritt entschlossen, spielten bei meinem Vater – der 1921 den Entschluss fasste, nach Guatemala auszuwandern – andere Gründe eine Rolle. Kein Mensch den er kannte, hatte je einen Fuss in das mittelamerikanische Land gesetzt, das sich an der Grenze zu Mexiko und El Salvador befindet. Die meisten Menschen jener Zeit reisten nicht, noch lagen die Segnungen des billigen Massentourismus in weiter Ferne. Wenige Bildbände zeigten, wie es in Afrika, Norwegen oder Amerika aussah. In einem Buch muss Guatemala abgebildet gewesen sein. Urwald und wenige Menschen. Im einsamen Hochland und an der Pazifikküste sind noch heute Imker tätig und in der dort üppigen Flora und Fauna, erkannte Charles bereits in jungen Jahren beste Bedingungen für die Bienenzucht und die Honiggewinnung...
Ich will eine Geschichte erzählen, die uns alle etwas angeht. Die zum Denken anregt. Eine Geschichte über die Sinnhaftigkeit menschlichen Lebens. In meiner zweiten Berufstätigkeit als Therapeutin und heute als Gerontologin waren und stehen existenzielle Themen prominent im Blickfeld: Es sind in früheren Jahren des Lebens einerseits die Fragen nach der Herkunft, Selbstvergewisserung und Selbstverwirklichung. Anderseits nimmt Lebenszufriedenheit mit zunehmendem Alter zu und die Frage nach individuellem Lebenssinn wird im Alter dringlicher. Auch die eigene Sterblichkeit rückt nun näher und wird zur unleugbaren Tatsache. So tritt die Beschäftigung mit dem eigenen Leben in der Rückschau mit Kraft in den Vordergrund. Das Bedürfnis nach Wissensweitergabe nimmt zu. Die gesellschaftliche Teilhabe entspricht weiterhin dem menschlichen Bedürfnis, auch im Alter. Die Figuren der Ina Reich und ihrer Tante Marilène Kazarowa ermöglichen es mir, das Wertvolle eines generationenübergreifenden Dialogs und Miteinanders literarisch aufzugreifen und zu verdeutlichen. Dabei erhält das Alter und das Ende des Lebens – gerade wegen der gesellschaftlichen Tabus – in dieser Geschichte exemplarisch eine andere Rolle zugedacht, als es die Gesellschaft bisher (aner)kennt. Die Erzählung verschliesst sich dem Leben nicht, sie wendet sich ihm zu.