Der Vierfachmord von Rupperswil vom 21. Dezember 2015 veränderte von einer Sekunde auf die andere das Leben der Angehörigen von Carla, Dion, Davin und Simona; für immer. Carlas Eltern verloren ihre Tochter und ihre beiden Enkelkinder. Carlas Bruder verlor seine Schwester und seine beiden Neffen. Simonas Eltern verloren ihre Tochter, ihre Geschwister die Schwester. Georg Metger verlor die Liebe seines Lebens und seine zwei Ziehsöhne. Darüber hinaus geriet er ins Fadenkreuz der Ermittlungen. In den Tagen und Monaten, die dem grausamen Verbrechen folgten, blieb für ihn kein Stein auf dem anderen.
Ich will eine Geschichte erzählen, die uns alle etwas angeht. Die zum Denken anregt. Eine Geschichte über die Sinnhaftigkeit menschlichen Lebens. In meiner zweiten Berufstätigkeit als Therapeutin und heute als Gerontologin waren und stehen existenzielle Themen prominent im Blickfeld: Es sind in früheren Jahren des Lebens einerseits die Fragen nach der Herkunft, Selbstvergewisserung und Selbstverwirklichung. Anderseits nimmt Lebenszufriedenheit mit zunehmendem Alter zu und die Frage nach individuellem Lebenssinn wird im Alter dringlicher. Auch die eigene Sterblichkeit rückt nun näher und wird zur unleugbaren Tatsache. So tritt die Beschäftigung mit dem eigenen Leben in der Rückschau mit Kraft in den Vordergrund. Das Bedürfnis nach Wissensweitergabe nimmt zu. Die gesellschaftliche Teilhabe entspricht weiterhin dem menschlichen Bedürfnis, auch im Alter. Die Figuren der Ina Reich und ihrer Tante Marilène Kazarowa ermöglichen es mir, das Wertvolle eines generationenübergreifenden Dialogs und Miteinanders literarisch aufzugreifen und zu verdeutlichen. Dabei erhält das Alter und das Ende des Lebens – gerade wegen der gesellschaftlichen Tabus – in dieser Geschichte exemplarisch eine andere Rolle zugedacht, als es die Gesellschaft bisher (aner)kennt. Die Erzählung verschliesst sich dem Leben nicht, sie wendet sich ihm zu.